++ Die Butterstraße ++


"Durch Somsdorf läuft der Länge nach eine Straße die Butterstraße genannt, weil die meiste gebirgische, zur Konsumtion Dresdens kommende Butter auf dieser Straße dahingebracht wird. Sie läuft nicht weit über Hainsberg von der Tharandter

historische

Chausee ab und führt, bis über Somsdorf hinaus ebenfalls chaussiert, nach Höckendorf, vorbei der Brettmühle an der Weißeritz, nach dem Gasthaus in Pretzschendorf, wo sie sich nach Lichtenberg und nach Burkersdorf hin teilt. Holz, Bretter, Heu, Hafer, Flachs, Leinewand, Leinoel und dergleichen werden auf der Butterstraße häufig nach Dresden hin transportiert, was in die daranliegenden Bewirtungshäuser Leben und Nahrung bringen.” (Quelle: Sachsens Kirchengalerie vom März 1836) Für unser Dorf heißt dies, das sich die Butterstraße durch das gesamte Dorf zieht,

von Hainsberg ab die alte Straße (Alter Berg) hinauf, und dann der Hauptstraße folgend in Richtung Höckendorf wieder aus dem Ort hinaus. Das obere Ende des Dorfes wird auch heute noch bei den Einwohnern “der Viebig” oder “Viebich” genannt. Das läßt sich wohl darauf zurückführen, dass in früheren Zeiten an dieser Stelle der Viehweg der Gemeinde verlief, und im Volksmund hat sich dann im Laufe der Zeit der heutige Name entwickelt. Unterhalb des Viebich findet sich eine alte Wegsäule, diese wurde im Jahre 1837 errichtet und gibt die Entfernungen zu den einzelnen Orten in Stunden an. Sie steht

an der Stelle wo der Querweg (Verbindung zur Lübauer Straße über den Steinhübel) auf die Butterstraße trifft. Die Inschriften in der Säule sind an der Vorderseite: “ Nach Höckendorf 1 St u Frauenstein 5 St , Nach Dresden 3 St”; linke Seite: ”Gemeinde Somsdorf 1837” ; rechte Seite: ” Nach Lübau ½ St und Dippoldiswalde 2 ½ St , Nach Tharandt ½ St”. Leider ist die Säule so verwittert, dass man heute kaum noch etwas lesen kann. Bei den schon oben erwähnten Wirtshäusern finden bzw. fanden sich 3 davon in Somsdorfs Nähe. Von Höckendorf kommend lag als erstes die ”Speckschänke” am Weg. Das Haus stand auf Borlaser Flur und wird auf alten Landkarten auch als

alte Wegsäule
Spechschänke

Ziegelei bezeichnet. Mündlicher Überlieferung nach, soll der Besitzer auch bei seiner Abwesenheit die Tür nicht verschlossen haben. Die auf der Butterstraße entlangkommenden Fuhrleute wußten Bescheid und tranken ihren Korn, auch Speck und  Brot lag bereit. Das Geld legten sie in den Tischkasten, es soll auch immer gestimmt haben. Das Haus stand noch bis in die 50er Jahre des 20sten Jahrhunderts, war aber

Spechschänke

schon seit längerem nicht mehr bewohnt. Schließlich wurde es von seinem Besitzer abgerissen, nur eine Scheune stand noch einige Zeit. Heute ist an der Stelle ein freier Platz auf dem noch einige hohe Bäume stehen.

Erblehngericht

Als nächstes kommt man an das Erblehngericht. Dieser Gasthof ist eines der ältesten Wirtshäuser in der ganzen Umgebung. 1471 wird ein Streit zwischen dem Somsdorfer Pfarrer und einem Hans Böhme urkundlich erwähnt, dort ist auch die Rede von dem “Kretzmer”, also dem Gasthof. Hier übernachteten wahrscheinlich viele Fuhrleute, um dann am nächsten Morgen ihre Weiterfahrt nach Dresden, oder die Heimfahrt ins Gebirge fortzusetzen.  Im Schlußstein über der Haustür steht die Jahreszahl 1695, darüber die verschlungenen Buchstaben CBR, diese Buchstaben stehen für: Christian Bormann - Richter. Da das Richteramt vererbt wurde,

war es ab ca. 1550 für  fast 200 Jahre in der Familie Bormann, erst im Jahre 1734 gaben sie es in andere Hände. Gut 100 Jahre später, genauer um 1839, wurde das Amt des Erbrichters ganz abgeschafft. Damals trat die neue sächs. Landgemeindeordnung in Kraft, ein Gemeindevorstand wurde gewählt und eine Gemeindevertretung eingesetzt. Dadurch wurde das Erblehngericht nur noch zum Gast- und Schankhaus, auch die Brauerei wurde vorläufig weiter betrieben. Nun ein paar Worte zur Erklärung: Ein Erblehngericht ist ein niederes Gericht, der Erbrichter kann also nur leichte Vergehen

Erblehngericht

bestrafen, und er regelt die anstehenden Probleme zwischen den Lehnsherren und dessen Lehnsleuten. 1781 wird das Erblehngericht wie folgt beschrieben: “In der Mitte zwischen den beiden Dorf- Seiten innen gelegen, befindet sich das Erb- Richter- Guth, worauf die Brau- und Schank- Gerechtigkeit, ingleichen die Freyheit Brandewein zu brennen, und zu schlachten haftet. Hierbey befindet sich ein Wohn- und Schenk- Gebäude, so aus Holz und Klebwerk bestehet, mit einem eingebauten gemauerten Gestalle. Hinter diesen mittagwärts ein aus Mauerwerk bestehendes und mit Ziegeln gedecktes Brauhaus, und von solchen gegen Morgen ein Malzhaus von gleicher Beschaffenheit.” In den nun folgenden Jahren wechseln die Besitzer oder zum Teil auch die Pächter, des Erbgerichts häufig und die Gebäude werden dadurch nicht besser. Das wird erst anders als 1900 Herr Hermann Bernhardt das Erblehngericht für 75.000 Mark kaufte. Am 15. Mai dieses Jahres zog die große Familie nach Somsdorf. Im Laufe der Jahre wurde der äußerliche Zustand der Gebäude verbessert, das Bühnenhaus angebaut, Dächer neu gedeckt und vieles mehr. 1914 ging der Gasthof an Hermann Bernhardts Sohn Georg über, der aber leider 1925 viel zu früh verstarb. Von diesem Zeitpunkt an waltete Frau Gerta Bernhardt als umsichtige Wirtin, später unterstützt von ihren beiden Töchtern, ihres Amtes. Im Jahre 1969 verkaufte Frau Bernhardt den Gasthof an die VE-HO Dresdner Land als Ferienheim mit öffentlicher Gaststätte. Seit dem waren hier schon einige Gaststättenleiter tätig, aber da diese alle zugezogen waren, hatte kaum einer richtigen Kontakt zum Dorf. Anders ist dies beim derzeitigen Besitzer des Erblehngerichtes,  Herrn Tino Wolf. Im Herbst 1991 erwarb die Somsdorfer Familie Wolf den Gasthof und eröffnete ihn neu. In der Folgezeit wurde das Gebäude durch die neuen Besitzer saniert. Besonders aufwendig wurde am Obergeschoß gearbeitet, selbst die Außenwände wurden teilweise erneuert und das Fachwerk neu ausgefacht. Nach einjährigem Umbau des Obergeschosses entstanden acht modern eingerichtete Gästezimmer. Ein weiterer Besuchermagnet ist, zumindest an heißen Sommertagen, der schattige Biergarten.

Gasthaus Zum Rabenauer Grund

Wenn man nun vom Erblehngericht aus der Butterstraße talwärts weiter folgt, kommt man am Ende der alten Straße zur “Hemmschuhschenke”. Der heutige Name dieser Gaststätte ist “Gasthaus zum Rabenauer Grund” Von Alteingesessenen wird das Wirtshaus aber auch heute noch Hemmschuhschenke genannt. Dieser, auf den ersten Blick, etwas seltsame Name ist leicht zu erklären. Die Fuhrleute, die den Berg herunter kamen, hatten oben im Dorf an ihre Wagen “Bremshölzer” angebracht, um zu verhindern das die Pferde von den Wagen zu sehr geschoben wurden. Diese Hölzer nannte man Hemmschuh. Am Ende des Berges wurden die Hemmschuhe

wieder abgenommen und viele der Fuhrleute kehrten auf eine kleine Stärkung noch mal in die Schenke ein, ehe sie ihren weg nach Dresden fortsetzten.